Auszüge

Auszüge

Hier habe ich ein paar Auszüge aus meinem Buch zusammen gestellt

Prolog
Bis zu meinem 18. Lebensjahr waren meine Eltern für mich verantwortlich. Danach sorgte ich selbst für mich. Mit 29 Jahren wurden meine Frau und ich Eltern und innerhalb der nächsten 10 Jahre bekamen wir vier Kinder. Dann lernte ich Doreen kennen, die zwei Kinder hatte und wir mussten nun für sechs Kinder sorgen.

Das ist nicht nur eine erzieherisch schwere Aufgabe, man muss auch sehr viel Geld verdienen, um den Bedürfnissen der lieben Kleinen gerecht zu werden. Laut eines Berichts der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kostet ein Kind bis es sein Leben selbst finanzieren kann 230 000 Euro. Bei sechs Kindern sind das 1,38 Millionen Euro, die wir aufbringen mussten, um unseren Kindern all das geben zu können, was sie für ihre Entwicklung brauchten.

Wenn man allerdings den Spaß abwägt, den es macht, Kinder aufwachsen zu sehen, täglich mit ihnen zusammen sein zu dürfen und man tagtäglich die Lebensfreude in ihren Augen sieht, ist der Preis, den man dafür bezahlt, auf keinen Fall zu hoch.
Bei so einer Kinderschar nimmt die Jagd nach dem Geld eine tragende Rolle im Leben ein und hat mich einige Dinge tun lassen, die ich ohne Kinder womöglich nicht getan hätte.

Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass ich nichts bereue, denn aus allen sechs Kindern sind Menschen geworden, die mit beiden Füßen fest im Leben stehen und auf die ich sehr stolz bin.

Der erste Kuss
Und dann hat es doch geklappt. In einem Nachbarort fand eine Party im Haus der Jugend statt. Doris Vater hatte eine Installationsfirma und fuhr uns samt Equipment mit seinem VW-Bus hin. Wir luden aus und bauten auf. Langsam füllte sich der Saal, bis fast kein Platz mehr frei war. Das hatten wir uns ja so gewünscht, aber nun, als es Realität war, wurde uns ganz mulmig zumute. Wir begannen unser erstes Stück zu spielen, keiner tanzte aber alle schauten uns zu. Als wir damit fertig waren, klatschten erst ein paar, dann wurden es immer mehr und schließlich applaudierte der ganze Saal. Beschwingt von so viel Beifall ging es ans nächste Stück und jetzt füllte sich die Tanzfläche. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Wir spielten wie im Rausch und mussten, da unser Repertoire nicht reichte, einige Titel wiederholen, was aber dem Erfolg keinen Abbruch tat.
Danach bauten wir ab und warteten auf Doris´ Vater. Franz und Günther unterhielten sich mit zwei Jungs, ich saß auf einer Heizung und Doris stand vor mir. Sie rückte immer näher und dann passierte es. Wir küssten uns zum ersten Mal. Ich war im siebten Himmel und so wie es aussah, ging es ihr genauso. Die Heizung wurde immer heißer und ich verbrannte mir kräftig den Hintern, aber in meinem Glückstaumel habe ich es nicht gemerkt. Jetzt hatte ich meine erste Freundin. Das Leben konnte nicht schöner sein.

Prüfung Pilotenschein
Dann kam der 25. Oktober, der Tag meiner praktischen Prüfung. Mittlerweile hatten Hanna und Andi ebenfalls angefangen, einen Flugschein zu machen und beide hatten am gleichen Tag theoretische Prüfung. Ich saß in einer Ecke und machte meine Flugvorbereitungen, während meine Kinder auf der anderen Seite des Raumes ihre Theorieprüfung ablegten.

Nachdem ich meine Flugvorbereitung absolviert hatte, ging ich zu meinem Flieger und startete. Der Prüfer schickte mich per Funk auf 2000 Fuß und von dort musste ich eine Ziellandeübung machen. Man kreist über dem Tower und dann stellt man den Motor auf Leerlauf und segelt wie ein Segelflugzeug in Kreisen zu Boden. Man muss genau in der Mitte der Bahn aufkommen. Das war jetzt für mich besonders schwierig, weil ich das nie richtig hinbekommen hatte, aber mit dem Mut der Verzweiflung schaffte ich es. Da sagte der Prüfer über Funk: „Das war gut, aber ich möchte es nochmal sehen.“ Mir brach der Schweiß aus. Ich startete durch und brachte doch tatsächlich noch ein zweites Mal dieses Kunststück fertig.

Nach den Ziellandeübungen muss man zu einem vorher festgelegten Flugplatz fliegen, dort landen, sich einen Stempel geben lassen und wieder zurückfliegen. Ich habe mir Wunstorf ausgewählt, wo Werner mich als Flugleiter erwarten sollte, wenn der Tower der Bundeswehr nicht offen hatte. Nach etwa 10 Minuten verschlechterte sich das Wetter und die Sicht wurde immer schlechter. Zwei andere Schüler, die nach Porta Westfalica fliegen sollten, waren wieder umgekehrt, aber ich war zu ehrgeizig und wollte unbedingt meinen Prüfungsflug beenden. Ich sah links von mir den Deister, ein längliches Gebirge und wusste irgendwann nicht mehr, wo ich war. Wir durften kein GPS benutzen, sondern mussten nach Karte fliegen.

Jetzt war guter Rat teuer. Ich sagte mir, wenn ich am Deister lang fliege, muss ich irgendwann die A2 sehen. Dann flieg ich an ihr rechts entlang nach Norden, bis ich den blauen See bei Garbsen sehe, drehe um, biege nach 5 Minuten rechts ab und bin nach weiteren 5 Minuten über dem Militärflugplatz. Das hat auch wunderbar geklappt und ich habe mich über Funk gemeldet. Keine Antwort. Ich habe mehrmals meine Meldung wiederholt, doch ich wurde nicht gehört. Ich habe mein Handy genommen und Werner angerufen. Er war total erstaunt, dass ich bei diesem Wetter gestartet war und versprach in 15 Minuten da zu sein.

Ich war so mit den Nerven fertig, dass ich mir selbst die Landeerlaubnis gegeben habe und bin gelandet. Nachdem ich meine Parkposition erreicht hatte, sah ich auch schon Werner kommen. Wir tranken Kaffee und plauderten etwas, dann verbesserte sich das Wetter und ich wollte wieder starten. Ich rollte zum Rollhalt und plötzlich gab es einen Knall, Mein Pedal vom Querruder fiel herunter und kam nicht mehr hoch. Ich stieg aus und mit Werner zusammen schoben wir den lädierten Zephyr zurück.

Jetzt wurde mir klar, dass ich unverschämtes Glück gehabt hatte. Nur zwei Minuten später wäre ich in der Luft gewesen. Dort hätte ich sofort Mayday gefunkt, und damit eine große Aktion eingeläutet. Ein erfahrener Pilot hätte das Flugzeug ohne Probleme nur mit dem Seitenruder landen können, ich aber war viel zu grün hinter den Ohren. Es wäre ein Hubschrauber mit einem Fluglehrer neben mir hergeflogen und hätte mich Landeanflüge nur mit Seitenruder üben lassen, bis ich das halbwegs beherrscht hätte. Da ich für 2 Stunden Sprit an Bord hatte, wären das wohl die zwei schlimmsten Stunden meines Lebens geworden. Doch ich hatte Glück gehabt. Ich rief in Hildesheim an, wo mir der Prüfer in Anbetracht meines Pechs die bestandene Prüfung bestätigte und mir zu meiner großen Freude mitteilte, dass Andi und Hanna ebenfalls bestanden hatten.

Ein Telefonat mit Folgen
Uwe wohnte in Badenstedt und hatte bei sich um die Ecke in einer Kleingartensiedlung eine Laube gemietet. Einmal im Jahr trafen wir uns dort und machten zu zweit Party. Uwe grillte und das Bier floss in Strömen. Wenn wir dann etwas angeschickert waren, zogen wir über die Kollegen in der Firma, aber auch über unsere Frauen her. Wir klagten uns gegenseitig unser Leid und wünschten die Damen dorthin, wo der Pfeffer wächst. Für mich hatte das allerdings ein böses Nachspiel. Damit wir ungestört waren, haben wir unsere Handys auf lautlos gestellt. Meine Frau rief an und durch eine unglückliche Verkettung von Umständen nahm mein Handy das Telefonat an. Das war dummerweise gerade zu dem Zeitpunkt als wir uns unsere Gattinnen vornahmen. Als ich nach Hause kam, gab es ein Donnerwetter, das man wahrscheinlich bis Hannover gehört hat.

Als Lehrer in China
Mittwochs hatten wir bereits um 13 Uhr Schluss und Charlie und ich besuchten den örtlichen Markt. Das war wie eine Reise ins Mittelalter. Schon allein die Gerüche waren exotisch. Überall gab es Garküchen und es wurden alle möglichen Speisen angeboten. Man sah lebende Schlangen, denen die Köpfe abgeschlagen und direkt für den Gast zubereitet wurden. Es standen Käfige mit Hunden und Katzen bereit, die bei Bedarf geschlachtet wurden. An den Ständen hingen platt gedrückte Hühner zum Verkauf und überall wurde Reiswein ausgeschenkt.

Wir waren schon eine halbe Stunde unterwegs und von den Eindrücken erschlagen, als wir um eine Ecke bogen und das Ganze noch getoppt wurde. Vor uns stand, wie aus einer anderen Welt, ein MC Donalds Restaurant. Wir gingen hinein und fühlten uns wie zuhause. Nur die Beschriftung der Speisetafeln war chinesisch, aber sogar die Fotos waren die gleichen wie bei uns.

Von meinem Hotelzimmer aus schaute ich auf einen Fluss. Der war so schwarz, als würde dort Teer fließen. Offensichtlich hatte man eine ganze Menge Abwässer hineingeleitet. Das hat aber in China keinen gestört, denn Umweltbewusstsein war da noch überhaupt nicht vorhanden.

In meiner letzten Woche luden mich Lilly und Elton zu einem Essen in ein feudales Restaurant ein. Man hatte mir zuvor gesagt, dass das eine hohe Auszeichnung wäre und ein Zeichen dafür, dass ich bei den beiden sehr gut angekommen sei. Sie gaben für dieses Essen ein halbes Monatsgehalt aus. Ich durfte auf keinen Fall eins des mehrgängigen Menüs auslassen, auch wenn es für mich ekelig sein sollte. Die ersten Gänge waren toll und insgesamt hat es richtig gut geschmeckt und als mir Hühnerkrallen als besondere Leckerei zum Abnagen gereicht wurden, habe ich sie ohne mit der Wimper zu zucken gegessen und innerlich gesagt: „Danke Mama, dass Du mich gezwungen hast, alles zu essen.“

Und dann war der Tag des Abschieds gekommen. Lilly, Elton und ich standen am Bahnhof, es hat geregnet, Lilly hatte Tränen in den Augen und gesagt: „Der Himmel weint, weil Du gehst.“ Das war das Letzte, was ich von ihr gehört habe.


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